Unbestritten: Die Wohnungsknappheit in der Schweiz nimmt zu. Umstritten sind aber die Gründe dafür. Für einige sollen die Vermieter verantwortlich sein, weil sie zu viel Miete «abzockten». Die Absender dieser Falschbehauptung rufen gleichzeitig nach staatlichem Wohnschutz. Ihre Rezepte sind willkürliche Mietzinsdeckel, ständige Mietzinskontrollen und am besten noch eine Wohnraumbeschränkung. Die Zauberformel für die erlaubte Wohnungsgrösse lautet: Anzahl Bewohner plus 1 = Maximalzahl der Zimmer.
Wer die effektiven Gründe für die aktuellen Spannungsfelder sucht, findet sie in der Bevölkerungsentwicklung und der Wohnraumproduktion. In den letzten drei Jahren ist die Bevölkerung um rund 300 000 Personen gewachsen, die jährliche Wohnungsproduktion hingegen von mehr als 50 000 Wohneinheiten auf knapp 40 000 zurückgegangen. Die dadurch im gleichen Zeitraum von 1,54 auf 1,15 Prozent gesunkene Leerwohnungsziffer wird damit zur «Lehrwohnungsziffer». Die Lehre daraus muss sein, das Wohnungsangebot möglichst rasch wieder zu erhöhen.
Alles andere als hilfreich hierzu ist die immer häufigere fünfte Landessprache: die Einsprache. In meiner Wohnregion blockiert ein Einsprecher wegen befürchteter Auswirkungen auf den Strassenverkehr gerade die Realisierung eines Quartierplans mit 120 neuen Wohnungen inklusive eines vorgesehenen Kindergartens. Vielerorts sind wegen unmöglicher Forderungen und / oder Auflagen ganze Überbauungen gescheitert. Welcher Investor investiert schon, wenn er infolge willkürlicher Deckelungen von Mietzinsen keine Rendite erzielen darf? Aber auch der Denkmalund Heimatschutz bremst immer mal wieder Erneuerungen und Erweiterungen des Gebäudeparks aus, ohne zu zögern auch mittels erzwungener Unterschutzstellung und von der Gemeinde flankierend erlassener Planungszone – alles entgegen den Interessen des Eigentümers.
Wir müssen richtig Gas geben, damit Wohnungsbedarf und Wohnungsbau wieder synchron laufen!
Zusammengefasst: Es «chroost» gehörig im Schweizer Wohnungsbau und Wohnungsmarkt – so wie es in einem handgeschalteten Auto ohne Synchrongetriebe «chroost», wenn man nicht richtig Gas gibt. Wir müssen richtig Gas geben, damit Wohnungsbedarf und Wohnungsbau wieder synchron laufen! Dazu stehen vorab zwei Fragen im Raum: Wer schützt die Wohnungssuchenden vor dem Wohnschutz? Wer schützt die Eigentümer vor dem Denkmal- und Heimatschutz?
Markus Meier, Direktor HEV Schweiz