Die Nachfrage nach Solarstrom in der Schweiz wächst rasant. Allein im Jahr 2023 stieg die installierte Leistung von Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent. Doch bevor Eigenheimbesitzer ihre Dächer mit Solarpanels ausstatten, sollten sie sicherstellen, dass Dach und Dämmung den heutigen Standards entsprechen. Eine unzureichende Prüfung kann zu erhöhtem Aufwand und Kosten bei späteren Reparaturen führen.
Urs Hanselmann, Leiter Technik bei Gebäudehülle Schweiz, betont die Notwendigkeit einer gründlichen Überprüfung des Daches durch einen Gebäudehüllen- Spezialisten. Diese Inspektion minimiert nicht nur das Risiko zukünftiger Schäden, sondern zeigt auch das Energiesparpotenzial auf. Ein gut gedämmtes Dach kann den Heizenergieverbrauch eines älteren Gebäudes um bis zu 20 Prozent senken und gleichzeitig den Wohnkomfort im Sommer und im Winter erhöhen.
Wichtige Aspekte bei der Sanierung von Steildächern
Steildächer mit Dachziegeln können bis zu 100 Jahre halten. Der Fokus einer möglichen Sanierung liegt daher meist auf der Ebene unter den Ziegeln. Gebäude, die vor 1980 gebaut wurden, haben oft keine Dämmung im Dachbereich. Häuser aus den Jahren 1980 bis 2000 sind zwar gedämmt, aber nach heutigen Massstäben ungenügend. Hanselmann empfiehlt daher, Steildächer, die älter als 15 bis 20 Jahre sind, vor der Montage einer Photovoltaik-Anlage prüfen zu lassen. Eine zeitgemässe Dachdämmung sollte mindestens 25 Zentimeter dick sein. Dies wird durch das Anbringen von Isolationsmaterial zwischen den Sparren und zusätzlichen gut gedämmten Unterdachplatten erreicht. Diese Platten bieten zudem eine wasserdichte Schicht und verhindern bei Schäden am Ziegeldach das Eindringen von Wasser ins Gebäude. Die Kosten für eine Dachsanierung variieren je nach Gegebenheiten und liegen meist zwischen 300 und 500 Franken pro Quadratmeter – ohne Photovoltaik-Anlage. Für ein typisches Einfamilienhaus mit einem 70 Quadratmeter grossen Dach sind somit zwischen 21 000 und 35 000 Franken zu veranschlagen. In fast allen Kantonen gibt es Fördergelder für die Verbesserung der Dämmung, in der Regel etwa 40 Franken pro Quadratmeter.
Vorbereitung von Flachdächern für die Installation von PV-Anlagen
Flachdächer haben in der Regel eine kürzere Lebensdauer als Steildächer. Ist ein Flachdach älter als zehn Jahre, sollte es vor der Installation einer Photovoltaik- Anlage unbedingt von einem Gebäudehüllen-Spezialisten überprüft werden. Dabei wird kontrolliert, ob die Tragfähigkeit ausreichend ist und ob alle Schichten des Dachaufbaus dicht sind. Je nach Zustand des Daches kann eine bestehende Isolationsschicht aufgedoppelt oder komplett ersetzt werden. Ein vollständiger Ersatz kostet rund 300 bis 400 Franken pro Quadratmeter, während eine Aufdoppelung günstiger ist. Auch für Flachdächer gibt es Fördergelder für verbesserte Wärmedämmung.
Begrünte Dächer – das ist zu beachten
Begrünte Flachdächer sind im Trend. Hier wird neben der Dämmung auch in die Deckschicht des Flachdaches investiert. Werden wurzelfeste Dichtungsbahnen verlegt, kann statt eines Kiesbelags eine extensive Begrünung aufgebracht werden. Diese reduziert die Erwärmung an heissen Sommertagen, trägt zur Biodiversität bei und speichert Regenwasser.
Eine sorgfältige Planung und Prüfung des Daches vor der Installation einer Photovoltaik-Anlage ist unerlässlich. Sie schützt nicht nur vor zukünftigen Schäden, sondern bietet auch erhebliches Einsparpotenzial bei den Energiekosten und verbessert den Wohnkomfort nachhaltig.